Chronik

Mit der Gründung des Hüttenwerkes Henrichshütte nahm der Wandel Hattingens zu einem schwerindustriellen Zentrum 1854 seinen Anfang. Die rasante Entwicklung des Unternehmens in der Mitte des 20. Jahrhunderts machte sogar eine Verlegung des Ruhrlaufs notwendig. 1959 waren die Arbeiten abgeschlossen. Zu dieser Zeit beschäftigte die Firma ca. 8000 Arbeitnehmer, die zum überwiegenden Teil im Großraum Hattingen ansässig waren.

Wer hätte es damals für möglich gehalten, dass zum Ende des 20. Jahrhunderts davon nur noch ein Industriemuseum übrigbleiben würde? Und wer hätte geglaubt, dass es einer Gemeinschaft von Anglern einmal vorbehalten sein könnte, zumindest im Wortsinn, den Firmennamen eines 135 Jahre bestehenden Stahlstandortes ins 21 Jahrhundert hinüberzuretten und als Empfehlung für die Generationen nach uns hoffentlich weit darüber hinaus.

Dieses Werk also war die Urzelle für die Gründung eines Angelvereins, sein Initiator der Hüttenwerker Wilhelm Schäfer aus Welper. Der Überlieferung zufolge sollen es 10 Männer gewesen sein die 1927 im damaligen Gasthof Brockhaus a. d. Kost den ASV Welper-Blankenstein aus der Taufe gehoben haben. Auch an der Gründung des ASV Bochum-Herbede (heute ASV Bochum-Ruhr 35) war Wilhelm Schäfer beteiligt, wie aus einer dort vorhandenen Urkunde vom 20. November 1935 hervorgeht.

Es waren in beiden Vereinen größtenteils Hüttenwerker, die in der schönen Tallandschaft an der Ruhr ihrem Hobby nachgingen und trotz bescheidener Fänge — der Hauptfisch war seinerzeit der Döbel — Ruhe und Entspannung fanden. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war die materielle Not überall sichtbar und die Vereine begnügten sich mit kleinen Monatsbeiträgen von 50 Pfennig. Erst die Währungsreform ließ wieder neue Hoffnung keimen. Trotz aller Probleme organisierte Herbert Reiz den ersten Fischbesatz für Welper-Blankenstein im Jahre 1950. In selbst gefertigten Transportbehältern wurden einige Zentner Rotaugen und Brassen in abenteuerlicher Fahrt (17 Stunden) vom Steinhuder Meer herangeschafft und in die Ruhr eingesetzt. Bezahlt wurde mit Steinkohle aus dem heimischen Bergbau.

Längst war die Ruhr kein sich selbst regenerierendes Gewässer mehr. Die anliegenden Fabriken produzierten, was die Anlagen hergaben. Mit schlimmen Folgen: Mehrfach jährlich auftretende Fischsterben im Bereich der mittleren Ruhr vernichteten oft den gesamten Fischbestand einschließlich der Wasserflora. Doch in jener Zeit hatte nur die Industrie das Sagen. Auf Proteste von Anglern und umweltbewussten Bürgern reagierten die Verursacher lediglich mit Entschädigungen in Geld.

Im Mai 1957 erfolgte der Zusammenschluss beider Vereine; man hatte sich in Vorgesprächen bereits auf den Namen ASV Henrichshütte 1927 e.V. geeinigt. Der damals ca. 150 Mitglieder starke Verein wählte Paul Woik zum 1. und Karl Messerle zum 2. Vorsitzenden

Im Sommer 1959 fand die Ruhrverlegung mit der Flutung des neuen Teilstücks von 1,5 km Länge ihren Abschluss.

1960 stellte Paul Woik sein Amt zur Verfügung, Karl Messerle wurde mit der Vereinsführung beauftragt. Nicht zuletzt seiner Initiative war es zu verdanken, dass die Henrichshütte uns das Nutzungsrecht für ein Nebengebäude des im frühen Mittelalter erbauten Adelssitzes Haus Weile anvertraute. Mit der Unterstützung vieler fleißiger Hände entstand aus der ehemaligen Ruine ein bescheidenes Anglerheim. Über 37 Jahre hinweg war es unsere “ Heimat am Wasser “

1963 wurde ein neues Kreislaufsystem für das Werkswasser in der Henrichshütte in Betrieb genommen. Die schädlichen Einleitungen unterblieben, die immer wieder auftretenden Fischsterben hatten ein Ende. Wir Angler konnten aufatmen!

1966 Kauf des Fischereirechts (3,5km) der Erbengemeinschaft Modrow.

1972 Eintritt in die Ruhrfischereigenossenschaft (RFG) mit Vorteilen und Konsequenzen: Schutz vor Ankauf von Fischwasser durch private Investoren – Begrenzung der Mitgliederzahl entsprechend der Gewässergröße -jährliche Pachtsumme (damals 20.000 DM inzwischen 20.000 €).

1974 Kauf einer weiteren 2,5 km langen Teilstrecke vom Besitzer Schulte-Stade. Zu dieser Zeit hatte der Verein bereits 400 Mitglieder.

1976 endete aus Altersgründen die Amtszeit von Karl Messerle.

1977 wurde Heinz Frein neuer Vorsitzender, er war zu dieser Zeit schon Vorstandsmitglied der RFG. Seine Einflussnahme ermöglichte uns die Anhebung der Jahreserlaubnisscheine, es konnten weitere Mitglieder unter sehr vielen Bewerbern aufgenommen werden. Auch die „Aktion Saubere Ruhr“ ist eine Idee von Heinz Frein, und sie wird seither zusammen mit allen wassersporttreibenden Vereinen jährlich durchgeführt. In all diesen Jahren sind unsere Bemühungen um einen langfristigen Pachtvertrag oder Erwerb der Immobilie Anglerheim letztendlich aus verschiedenen Gründen immer wieder gescheitert.

1989 bat Heinz Frein nach 12 Jahren erfolgreicher Vereinsführung um Rücktritt von seinem Amt, zu seinem Nachfolger wurde Heinz von Eynern vorgeschlagen und gewählt.

1997 wird unser Pachtvertrag für das Anglerheim gekündigt. Bis September 1997 mussten wir das Anglerheim für einen Investor räumen.

Der Verlust unseres festen Standortes an der Ruhr hätte unabsehbare Nachteile für die Aufrechterhaltung eines geordneten und aktiven Vereinslebens heraufbeschworen, – schnelles Handel war notwendig. Kurzfristig wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, an der auch Vertreter von Stadt und LEG beteiligt waren. Als Ergebnis wurde dem Verein von der Stadt ein Ersatzgrundstück in Aussicht gestellt, ebenso das Bemühen um Fördermittel des Landes zur Errichtung eines neuen Vereinsheims.

Im März 1997 kam es bereits zum Abschluss eines Nutzungsvertrages, der die Errichtung eines gebrauchsfähigen Vereinsheimes in einfacher Bauweise vorsah.

Der Unnachgiebigkeit unseres Vorstandes, aber euch dem großen Verständnis der Stadt Hattingen für unsere Probleme ist es zu verdanken, dass anstelle eines bescheidenen Gebäudes ein schmuckes Anglerheim mit Gerätehaus entstehen konnte. Doch guter Wille allein hat selten im Leben zum gewünschten Ziel geführt. Der Verein musste bis an die Grenze der finanziellen Belastbarkeit gehen und hätte es trotzdem wohl kaum geschafft ohne die vorbildliche Bereitschaft vieler Mitglieder zur Eigenleistung in vielen Bereichen. Die Anordnung und Leistung von Pflichtstunden haben uns ein gutes Stück nach vorn gebracht. Besondere Anerkennung gebührt jenen Mitgliedern, die sich über Monate hinweg ungeachtet der Witterungsverhältnisse nützlich gemacht haben.

Am 05.09.1998 erfolgte in einer kleinen Feierstunde die offizielle Einweihung und Schlüsselübergabe an Heinz von Eynern. Ein Traum für uns alle hatte sich erfüllt. Der ASV Henrichshütte hat nun endlich ein wichtiges Fundament für sein Weiterbestehen geschaffen. Die räumlichen Vorteile sind unverkennbar. Heute können wir hier sogar unsere Mitgliederversammlungen abhalten. So manche Familienfeier von Anglern oder uns nahestehenden Mitbürgern ist in unseren gemütlichen Räumen schon ausgerichtet worden. Auch Gastangler verweilen nach dem Angeln gern noch einige Stunden, um zu entspannen und zu klönen, bei Getränk und Imbiss.

Im Jahr 2005 und den folgenden Jahren geriet der ASV Henrichshütte in eine existentielle Krise. Fehler und Nachlässigkeiten im Umgang mit Vorschriften und Gesetzen in der Vergangenheit, holten die Vereinsführung ein. Eine hohe Steuernachforderung bedrohte den Bestand des Vereins. Dem 1. Schatzmeister des Vereins, Walter Banhold und dem 2. Vorsitzenden, Jörn Riedesel gelang es durch Aufklärung aller Umstände und durch eine neue, klare Organisationsstruktur, die Ursachen der Fehler zu beseitigen. Der langjährige Geschäftsführer musste den Verein verlassen.

In Kontakt mit dem VDSF, dem Fischereiverband NRW und dem LFV Westfalen-Lippe e.V., konnten bei Verhandlungen mit der Finanzverwaltung alle Steuerdifferenzen beseitigt und für die Zukunft geklärt werden.

Im März 2011 wurde Frank Jahnke zum 1. Vorsitzender des ASV Henrichshütte Hattingen gewählt. Er führte den Verein bis zum Januar 2014.

Gesundheitliche und persönliche Gründe zwangen ihn im Januar 2014 dazu, sein Amt niederzulegen. Am 02.03.2014 wurde Gerd Hehs zum neuen Vorsitzenden gewählt.

In den Jahren ab 2009 bemühte sich der Vorstand, weitere Fischereirechte zu kaufen, um die Existenz des Vereins langfristig zu sichern. Für die Fischereirechte Birschel und Müller, konnte ein Vorkaufsrecht erreicht werden. Für diese Gewässerabschnitte wurden auch die Stimmrechte bei der Ruhrfischereigenossenschaft auf den ASV Henrichshütte übertragen. Nach langer Vorarbeit und Verhandlungen, wurden im März 2014 die Fischereirechte von ThyssenKrupp gekauft. Mit den bereits in den Jahren 1966 und 1974 gekauften Fischereirechten zusammen, ist der ASV Henrichshütte Hattingen nun Eigentümer der Fischereirechte von etwa 75% seines Angelgewässers.

2016 richteten mehrere Stürme enormen Schaden an unserem Baumbestand an. Die Schäden waren so groß, dass alle Bäume gefällt werden mussten.

Jetzt stellte sich die Frage, was mit dem frei gewordenen Grundstück geschehen sollte.

Der geschäftsführende Vorstand (Gerd Hehs, Jörn Riedesel, Walter Banhold und Jan Sowada) hegten die Idee, eine Streuobstwiese anzulegen.

Die Schatzmeister Banhold und Sowada konnten beim Ennepe-Ruhr-Kreis erwirken, dass der gesamte Umbau durch den Kreis, die Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union beinahe zu 100% gefördert wurden. Somit begannen im September 2016 die Rodungsarbeiten.

Mit der Hilfe eines ansässigen Gartenlandschaftbauunternehmen konnte die Freifläche mit schwerem Gerät für eine Neubepflanzung vorbereitet werden.

Auf dem Gelände wurden an die 20 Bäume gepflanzt. Hierbei handelt es sich um alte Obstbaumsorten.

In Kooperation mit der Imkerei Ralf Holzapfel konnte ein Bienenstand angelegt werden. Die Bienen sorgen für die Bestäubung der Blüten und sorgen mittlerweile für eine große Ernte.

Durch die Kooperation kann der ASV Henrichshütte e.V. Honig, welcher von Bienen aus dem eigenen „Garten“ stammt, anbieten.

Zwischenzeitlich wechselte der Verein den Landesverband. Die Mitgliedschaft im Landesverband Westfälischer Angelfischer e.V. wurde gekündigt und der Verein trat dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. bei.

Nach einer Umstrukturierung des Vorstandes übernahmen ab dem 01.03.2019 Gerd Hehs als 1. Vorsitzender, Jan Sowada als Schatzmeister und Martin Dama als Geschäftsführer die Geschicke des Vereins. Der Schatzmeister und der Geschäftsführer bekleiden gemeinsam das Amt des 2. Vorsitzenden. Die Besetzung des Vorstandes wurde dann auf Beschluss der Jahreshauptversammlung im Jahr 2022 auch in die Vereinssatzung übernommen.

Die Coronapandemie hat dem Verein ab dem Jahr 2020 schwer zugesetzt. Das Vereinsleben wurde durch einen Beschluss der Landesregierung nahezu stillgelegt. Das Vereinsheim und das Vereinsgelände mussten geschlossen werden. Es durften keine Vereinsveranstaltungen mehr durchgeführt werden.

Aufgrund dieser Tatsache minimierte sich der Mitgliederbestand. Erst im Jahr 2022, nach Beendigung der Coronabeschränkungen, konnte der Verein wieder neu ausgerichtet und verschiedenste Vereinsaktivitäten veranstaltet werden.

Sowohl der Mitgliederbestand als auch die finanzielle Situation gingen wieder bergauf.

Im Mai 2024 musste dann festgestellt werden, dass der alte Bootsschuppen nicht mehr sanierungsfähig war. Da Einsturzgefahr bestand, musste er nahezu vollständig abgerissen werden.

Unseren fleißigen Vereinsmitgliedern ist es zu verdanken, dass an gleicher Stelle ein neuer Schuppen errichtet werden konnte.

Um die Gemeinschaft wieder zu stärken, wurden wieder mehrere Vereinsveranstaltungen durchgeführt. Gerd Stein, der für das leibliche Wohl im Angelheim sorgt, bereitete einmal ein ganzes Schwein zu.

Dies war sicherlich das kulinarische Highlight in diesem Jahr.

Der Geschäftsführer Martin Dama legte Anfang 2025 sein Amt aus persönlichen Gründen nieder. In der Jahreshauptversammlung am 23.03.2025 konnte kein Nachfolger gefunden werden. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dass Gerd Hehs als 1. Vorsitzender und Jan Sowada als 2. Vorsitzender die Geschäfte des Vereins führen sollen.

Der Verein zählt mit Stand April 2025 insgesamt ca. 350 Mitglieder.